Juni 2024 - Florale Mosaike an Fassaden

In diesem Monat möchte ich zwei florale Wandmosaike vorstellen, die sowohl aufgrund ihrer Dimensionierung als auch ihrer Anbringung unterschiedlicher nicht sein könnten.

 

So würde ich gerne mit dem vielleicht bekannteren, weil optisch bereits von weitem sichtbaren Mosaik in der Dittmanngasse 2, Ecke Simmeringer Hauptstraße 97 beginnen. Oberhalb der Geschäftsräume der ehemaligen „Hutmanufaktur Frech“ (heute Sanitätshandel „bständig“) findet sich an der Außenwand der unweit des ehemaligen Brauhauses gelegenen Eigentumswohnanlage aus dem Jahr 1968, ein zum Teil über fast vier Geschoße reichendes Mosaik mit Blumen und einem bunten, staudenartigen Gewächs, das an eine Pappel erinnert.

 

Mosaik am Haus Dittmanngasse 2, ehemalige Bräuhausgasse [1].

Bildnachweis: Privatarchiv Pelikan.

 

Leider konnte ich nichts über den Künstler in Erfahrung bringen, der in aufwändigster Kleinarbeit dieses Kunstwerk im öffentlichen Raum geschaffen hat. Jedoch könnte es inhaltlich einen Bezug zum Braumeister Johann Georg Dittmann geben, der 1802 den Wirtschaftshof des Frauenklosters „Zur Himmelpforte“ - also den großen Thurnhof (siehe dazu Blogbeitrag Februar 2024) – nicht unweit der Dittmanngasse käuflich erwarb. [2] Demnach könnte das Mosaik an die damals sicherlich noch ländlich geprägte Umgebung des Hofes verweisen, vielleicht erinnern sich auch noch so manche Leser oder Leserinnen an die beiden hohen Pappeln, die später zu beiden Seiten der Einfahrt zum Firmengelände der Mautner-Markhof-Fabrik, Simmeringer Hauptstraße 101-103, standen. Metaphorisch wäre darüber hinaus auch an die wirtschaftliche Blüte Simmerings zur Zeit der Grundherrschaft zu denken, die schließlich 1848 unter Jakob Hackel endete. [2]

 

Dem gegenüber möchte ich nun ein wesentlich kleineres Mosaik an weniger prominenter Stelle zeigen, um auch Kunst abseits der bekannten Pfade vorzustellen. Auch hier handelt es sich um ein florales Motiv, das sich über der Toreinfahrt in der Ehamgasse 49 befindet.

 

Kurt Möser, ohne Titel, 1955/56, Wandmosaik.

Bildnachweis: Privatarchiv Pelikan.

 

Die Anbringung an diesem Ort scheint insofern stimmig, befindet sich doch südöstlich an die Straße angrenzend eine Kleingartenanlage. [4] Etwas früher als das oben vorgestellte Mosaik in der Dittmanngasse wurde jenes in der Ehamgasse 1955-1956 durch Kurt Möser gestaltet, das Wohnhaus selbst hingegen von Carl Auböck (1924-1993), einem Schüler Lois Welzenbachers. Auch bei diesem Mosaik könnte die abstrakt dargestellte Pflanzenwelt einerseits auf die einst ländlich geprägte Umgebung verweisen, andererseits auf die Symbolik des Wachstums und der Wandlung zurückgreifen, welche hier ebenso in Bezug auf die Herrschaft Simmerings 1598-1608 unter dem Namensgeber der (-> 11., Ehamgasse), Reichshofrat Michael von Eham gelesen werden kann, der zudem 1586-1592 auch Rektor der Universität Wien war. [5]

 

Darüber hinaus stieß ich auf ein weiteres Detail, das hier recht spannend umgesetzt wurde, so finden sich, korrespondierend mit dem straßenseitig angebrachten, vegetabilen Mosaik, im Inneren der Wohnanlage, im Bereich des Stiegenhauses, Gerüste für Kletterpflanzen, die für eine vertikale Begrünung sorgen sollen, eine Vorrichtung, die zur Zeit der Errichtung des Baues bereits vom Architekten festgelegt wurde [6] und die uns heute, in Zeiten klimatischer Veränderungen, beinahe visionär erscheinen mag.

 

Ausstellungstipp: 05.09.2024 - 04.11.2024, "Vom Besteck zur Fertighaussiedlung: Der Architekt und Designer Carl Auböck (1924-1993), https://www.azw.at/de/termin/vom-besteck-zur-fertighaussiedlung-der-architekt-und-designer-carl-auboeck/

 

Beitragersteller: Thomas Pelikan


[1] https://www.geschichtewiki.wien.gv.at/Dittmanngasse.

[2] Hans Havelka, Simmering. Geschichte des 11. Wiener Gemeindebezirks und seiner alten Orte, hg. von Felix Czeike, Wien 1991, S. 33.

[3] Hans Havelka, Simmering. Geschichte des 11. Wiener Gemeindebezirks und seiner alten Orte, hg. von Felix Czeike, Wien 1991, S. 33.

[4] https://www.wienerwohnen.at/hof/830/Ehamgasse-49.html.

[5] https://www.wienerwohnen.at/hof/830/Ehamgasse-49.html, bzw. https://www.geschichtewiki.wien.gv.at/Ehamgasse.

[6] https://www.wienerwohnen.at/hof/830/Ehamgasse-49.html.

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