Mai 2024 - Märchen an Fassaden

In meinem Blogbeitrag für Mai möchte ich die Leserschaft gerne auf einen Spaziergang in die Hauffgasse entführen, wo wir anhand von Wilhelm Hauffs Erzählungen in die Welt der Dichtung und Märchen eintauchen.

 

Behringer, Wilhelm Hauff, Pastellkreide, 1826.

Bildnachweis: https://commons.wikimedia.org/wiki/File:Behringer_-_Wilhelm_Hauff_1826.jpg.

 

Zur Biographie Wilhelm Hauffs lässt sich nicht allzu viel eruieren, er wurde am 29. November 1802 in Stuttgart geboren und verstarb dort auch am 18. November 1827. [1] Nach den Studien Theologie und Philosophie erzielte er seinen größten literarischen Erfolg 1826 mit der Erzählung „Lichtenstein“, mit welcher er den historischen Roman in Deutschland begründete. Dem folgten in den Jahren 1826, 1827 und 1828 einige (Volks-) Lieder sowie Hauffs Märchen, wobei er sich stilistisch sowohl romantisch-phantastischer wie auch realistischer, zeitkritischer und satirischer Elemente bediente. [2] Zu nennen wären hier unter anderem „Die Geschichte vom Kalif Storch“, „Die Geschichte von dem kleinen Muck“, „Der Zwerg Nase“, sowie „Das Wirtshaus im Spessart“. [3]

 

Kostproben, um in die Hauff’sche Märchenwelt einzutauchen bietet die Plattform https://www.projekt-gutenberg.org/hauff/alma1827/chap002.html, auf der Publikationen von Hauff nachgelesen werden können.

 

Äußerst kritisch ist Hauffs Novelle „Jud Süß“ zu betrachten, in der er antijüdische Klischees seiner Zeit reproduziert und die dem gleichnamigen nationalsozialistischen Propagandafilm von Veit Harlan aus dem Jahr 1940 zugrunde liegt. [4] Eine weitere Verbindung zur Zeit der NS-Gewaltherrschaft stellt das in der Hauffgasse gelegene Zwangsarbeiterlager des R.A.W. Simmering (=Reichsbahnausbesserungswerk Simmering) für russische Zwangsarbeiter*innen dar. [5]

 

Erinnernd an Hauffs Märchen finden sich an der Fassade Hauffgasse Nr. 20 zwei Sgraffiti mit Märchendarstellungen („Kalif Storch“ und „Das Wirtshaus im Spessart“) aus den 1960er Jahren. [6]

 

Wandrelief „Kalif Storch“, 1960er Jahre.

Bildnachweis: Privatarchiv Pelikan.

Wandrelief „Das Wirtshaus im Spessart“, 1960er Jahre.

Bildnachweis: Privatarchiv Pelikan.

 

Die Handlung von „Kalif Storch“ ist kurz erzählt: Es geht um einen Kalifen, der von einem Händler ein Pulver kauft, das einen, wenn man es schnupft, in jedes Tier verwandeln kann. So werden der Kalif und sein Großwesir zu Störchen, vergessen aber den Rückzauber und irren so zusammen mit einer Eule umher auf der Suche nach dem richtigen Zauberwort. Am Ende (und nach der erfolgten Rückverwandlung) erhält der böse Händler seine Strafe. [7]

 

Bei der Erzählung „Das Wirtshaus im Spessart“ handelt es sich um eine Rahmenerzählung des dritten Märchenbandes von Hauff, dessen Veröffentlichung er nicht mehr erlebt hat. Inhaltlich geht es um eine Wanderung zweier Schmiedgesellen, die sich selbst in Gefahr begeben, um eine Gräfin vor Räubern aus dem Spessart zu bewahren. Am Ende stellt sich heraus, dass der Goldschmied das bis dato unbekannte Patenkind der Gräfin ist, welche ihn nach der Gesellenwanderung ausstattet.

 

Weitere interessante Parapet-Sgraffiti befinden sich an der Fassade des Hauses Hauffgasse Nr. 8 mit den Darstellungen unterschiedlicher Vogelarten.

 

Sgraffito „Vögel“, Hauffgasse 8.

Bildnachweis: Privatarchiv Pelikan.

 

Dargestellt sind von links oben nach rechts unten betrachtet zwei Hähne im Kampf, ein Reiher im Schilf, zwei Rebhühner sowie zwei Eulen.

 

Beitragersteller: Thomas Pelikan


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