September 2024 - Fassaden im Bereich des Geiselbergs, Teil 2

Mit den Beschreibungen dieses Monats möchte ich gerne an jene des vorangegangenen anschließen. Ein historisch interessantes Gebäude, das sich einst als fünfgeschoßiger, vielachsiger Sichtziegelbau präsentierte, steht an der Geiselbergstraße Nr. 26-32. Hierbei handelt es sich um die im Jahr 1905 durch Wilhelm Klingenberg errichtete ehemalige Schokoladefabrik Victor Schmidt & Söhne, ein Industriedenkmal des 19. Jahrhunderts. Dankenswerterweise konnte im Zuge eines großzügigen Umbaus ein Teil des Altbestands erhalten werden, heute befindet sich hierin u. a. das ‚Alpha Factory Business Center‘, in dem vorwiegend Büros untergebracht sind. [1]

 

Ehem. Schokoladefabrik Victor Schmidt & Söhne, Fassade.

Bildnachweis: Privatarchiv Pelikan.

 

Ein Fassadenbild, das ursprünglich auf die Nutzung des Gebäudes verwies und sich an der östlichen Seitenwand befand (heute leider in Folge der Anbauten verschwunden) war der weithin sichtbare ‚Ildefonso-Würfel‘, der möglicherweise einigen älteren Bewohner*innen noch in Erinnerung geblieben ist.

 

Ildefonso-Würfel an der östl. Fassade der Fabrik

Bildnachweis: https://commons.wikimedia.org/wiki/File:Victor_Schmidt_Soehne_Werbung_002.jpg

 

Ein Stückchen weiter westlich befinden wir uns direkt an der Bezirksgrenze zum 10. Bezirk, entlang der heutigen A23-Südosttangente. Dieses Gebiet war bereits im 19. Jhdt. eine wichtige Verbindung in den 10. Bezirk, in den Jahren nach Kriegsende 1945 entstanden hier einige soziale Wohnhausanlagen [2], wie auch die nun vorzustellende.

 

Dabei handelt es sich um den Gustav-Fuchs-Hof aus den Jahren 1954-1956. Die Architekten Carl Rössler (1890-1984) und Oskar Payer (1903-1973) errichteten fünf freistehende Gebäudeblöcke. Am Bauteil Ecke Geiselbergstraße/ Karl-Gunsam-Gasse sehen wir bereits das erste Mosaik „Darstellungen aus dem Alltag“ von Otto Rudolf Schatz aus dem Jahr 1954. [3]

 

Otto Rudolf Schatz, „Darstellungen aus dem Alltag“, Mosaik, 1954.

Bildnachweis: Privatarchiv Pelikan.

 

Das sehr farbenprächtige, fast über drei Etagen reichende Mosaik bildet damit eine Fortsetzung zu dem zweiteiligen Mosaik des letzten Monats, wo die Beschäftigung der Kinder in Schule und Freizeit im Mittelpunkt stand. Hier findet sich nun das gesamte Spektrum der Gesellschaft bei unterschiedlichsten Beschäftigungen abgebildet. Dargestellt sind von unten nach oben Musikanten und spielende Kinder mit Ball und Drachen, Briefträger und Zeitungsleser, ein Mann an der Schreibmaschine, tanzende Frauen, sowie die Ausübung verschiedener Tätigkeiten im Haushalt wie Nähen und Sticken.

 

Das zweite Mosaik desselben Künstlers mit dem Titel „Jagd auf Raubvögel“ [4] könnte dagegen inhaltlich auf die historische Nutzung nicht nur des Geiselbergs als Weinbaugebiet verweisen, sondern auch auf seine geographische Nähe zum heutigen Naherholungsgebiet Laaer Berg, das in früheren Zeiten (oder auch heute noch) tatsächlich dem einen oder anderen Raubvogel als Revier dient(e).

 

Otto Rudolf Schatz, „Jagd auf Raubvögel“, Wandmosaik, 1954.

Bildnachweis: Privatarchiv Pelikan.

 

Dargestellt sind am rechten Mosaikrand zwei Armbrustschützen mit Jagdhunden, die auf verschiedene Raubvögel in der Luft zielen. Darüber hinaus ist ein interessantes Motiv mit einer Mauerkonstruktion und zwei Türmen zu erkennen, das möglicherweise auf ein im 18. Jahrhundert bestandenes Jagdschlösschen im Bereich des Laaer Bergs hinweisen könnte. [5]

 

Folgt man dem Verlauf der Tangente nach Süden, so schließt sich an den Gustav-Fuchs-Hof eine Schreber- und Muttergartenanlage von insgesamt 19.869 m² an. [6] Dieser Kleingartenverein bildet entlang des Werkstättenweges an der Ostbahn-Trasse die Grenze zum 10. Bezirk und damit auch einen Zugang zum Laaer Wald, der heute als Naherholungsgebiet auf dem Areal der ehemaligen Ziegelfabriken angelegt wurde. [7]

 

Beitragersteller: Thomas Pelikan


[1] Bundesdenkmalamt, Dehio Wien, X. bis XIX. und XXI. bis XXIII. Bezirk, Horn/ Wien 1996, S. 63. 

[2] Bundesdenkmalamt, Dehio Wien, X. bis XIX. und XXI. bis XXIII. Bezirk, Horn/ Wien 1996, S. 63. 

[3] https://www.wienerwohnen.at/hof/144/Gustav-Fuchs-Hof.html.

[4] Bundesdenkmalamt, Dehio Wien, X. bis XIX. und XXI. bis XXIII. Bezirk, Horn/ Wien 1996, S. 63. 

[5] https://www.geschichtewiki.wien.gv.at/Laaer_Berg

[6] https://www.kgv-schremu.at/#/anlage

[7] https://www.geschichtewiki.wien.gv.at/Laaer_Wald.

Kommentar hinzufügen

Kommentare

Es gibt noch keine Kommentare.