Oktober 2024 - Eine Fassade an der Kaiser-Ebersdorfer-Straße

Auch in diesem Monat möchte ich, anlässlich der Herbstsaison, erneut auf die Darstellung einer Jagdszene eingehen, die mir bei meinen Spaziergängen durch den Bezirk aufgefallen ist.

 

Die noch bis in das vorige Jahrhundert großteils dörflich geprägten heutigen Bezirksteile von Kaiserebersdorf, der Simmeringer Haide und Albern galten zur Zeit der kaiserlichen Herrschaft als beliebtes Jagdrevier, [1]  worauf das Wandmosaik an der Fassade eines Wohnhauses in der Franz-Prinke-Gasse/ Ecke Kaiser-Ebersdorfer-Straße (Nr. 64) verweisen dürfte.

 

Mosaik Jagdszenen, Wohnhausanlage errichtet 1965-67. [2]

Bildnachweis: Privatarchiv Pelikan.

 

Dargestellt ist offensichtlich eine adelige Jagdgesellschaft im Rahmen einer Treib- und Falkenjagd. Angeführt wird der Tross von drei Hunden, dahinter reitet ein Adeliger mit einem Falken am Arm, gefolgt von einem zweiten Reiter. Ein weiterer Jagdhund im Vordergrund, ein Hornist zu Pferd und ein Armbrustschütze zu Fuß bilden den Abschluss.

 

Grundsätzlich war die Jagd dem Adel in Friedenszeiten als Freizeitbeschäftigung vorbehalten, dennoch mussten etwa ab dem 16. Jhdt. mitunter die Bauern in der Nähe der Jagdgründe die so genannte Jagdrobot (auch Robath) leisten, [3] eine Art Frondienst, den Unfreie ihren Herren zu erbringen hatten. Um einige Annehmlichkeiten für die adelige Jagdgesellschaft bereitzustellen, wurden oftmals Lusthäuser und Jagdschlösser errichtet und mit den Residenzen durch Alleen verbunden. Als prominentes Beispiel für Simmering wäre hier das Schloss Ebersdorf (heutige Justizanstalt Simmering) [4] zu nennen.

 

Das Schloss Ebersdorf im 18. Jhdt., nach einem Stich von Salomon Kleiner.

Bildnachweis: Hans Havelka, Simmering, S. 117.

 

Wie auf dem folgenden Kartenausschnitt (von maps.arcanum.com, gerne auch selbst zu erkunden) zu erkennen ist, war die Donau in früheren Jahrhunderten jedoch noch nicht reguliert. So trat sie immer wieder über die Ufer und überschwemmte das umliegende Land, auf dem sich allmählich ein großflächiger Auwald bildete. Dieser wiederum diente als Refugium für einige Wildtiere wie Rehe, Hirsche und auch Wildschweine.

 

Franziszeischer Kataster. Die Orte Kaiser Ebersdorf und Albern mit der Aulandschaft zur unregulierten Donau. (Ausschnitt)

Bildnachweis: https://maps.arcanum.com/de/map/cadastral/?layers=osm%2C3&bbox=1830321.2230673274%2C6132719.246782779%2C1837883.7115532919%2C6135490.089058117.

 

Das unter Kaiser Maximilian I. ab dem Jahre 1499 ausgebaute Jagd- und Lustschloss rückte nach einigen Jahren des Dornröschenschlafs erst unter Maximilian II. ab 1552 wieder in den Mittelpunkt des höfischen Geschehens, sogar eine Menagerie wurde hier eingerichtet, übersiedelte später aber in das Schloss Neugebäude. [5] Ein Gemälde in der Online-Sammlung des Belvedere Wien zeigt Maximilian I. (?) bei der Jagd, allerdings im Gebirge und nicht in den Niederungen von Ebersdorf.

 

Maximilian I. (?) auf der Steinbockjagd.

Franz Krammer, 1831. Öl auf Holz, 34 x 52,2 cm.

Bildnachweis: https://sammlung.belvedere.at/objects/4287/kaiser-maximilian-i--auf-der-steinbockjagd.

 

Nach der Trennung von Jagd- und Forstwirtschaft durch Maximilian I. und der späteren Donauregulierung blieben Reste des Auwaldes des einstigen kaiserlichen Jagdgebiets bis in unsere Tage bestehen, so zum Beispiel Teile des Praters, wobei hier Zwangsabschüsse von Wild nur noch im Falle von Übervermehrung stattfinden. [6]

 

Beitragersteller: Thomas Pelikan


[1] https://www.geschichtewiki.wien.gv.at/Kaiserebersdorf_(Vorort).

[2] Bundesdenmalamt (Hg.), Dehio Wien. X. bis XIX. und XXI. bis XXIII. Bezirk, Horn/ Wien 2017, S. 71.

[3] https://www.geschichtewiki.wien.gv.at/Jagd.

[4] https://www.geschichtewiki.wien.gv.at/Ebersdorf.

[5] https://www.geschichtewiki.wien.gv.at/Kaiserebersdorfer_Schloss. Siehe auch Blog-Beitrag vom März 2024.

[6] https://www.geschichtewiki.wien.gv.at/Jagd.

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