Im letzten Beitrag dieses Jahres möchte ich auf ein Detail an der Fassade des Wohnhauses Ecke Ehamgasse 46/ Römersthalgasse hinweisen, das in Zusammenhang mit einem für den Bezirk wichtigen historischen Ereignis steht, nämlich mit der Eingemeindung der Wiener Vororte in die Groß-Kommune Wien 1892. Im Zuge der Einteilung von 43 Vorortegemeinden in die Bezirke 11 – 19 erfolgte der Zusammenschluss der ursprünglichen alten Orte Simmering und Kaiserebersdorf (Albern gelangte erst später zum heutigen 11. Bezirk) im Dezember 1891. Bereits am 5. Jänner 1892 eröffnete der Simmeringer Kaufmann Gregor Grill als erster Bezirksvorsteher eine Sitzung des Bezirksausschusses im alten Bürgermeisteramt Simmeringer Hauptstraße 76. [1] Ein erstes Bezirkswappen wurde 1903/04 bei dem Heraldiker Hugo Gerhard Ströhl (1851-1919) in Auftrag gegeben. [2]
Hugo Gerhard Ströhl, Gesamtwappen der Stadt Wien, 1904, Versorgungsheimkirche. Simmering ist
zusammen mit Kaiserebersdorf in der linken oberen Ecke quadratisch vertreten.
Bildnachweis: Grafik: WStLA, https://www.geschichtewiki.wien.gv.at/Bezirkswappen.
Diese Entwicklung lässt sich vor allem anhand unseres Bezirkswappens sehr gut nachvollziehen. Das ursprüngliche Wappen zeigt zwei Felder, das obere blau mit silbernem „S“ als Verweis auf das Siegel der Grundherrschaft der Herren von Simoning, das untere golden mit einem springenden schwarzen Einhorn als Verweis auf die Herren von Meißau, bzw. auf die Übernahme des Wappens durch die Herren von Hintperg-Ebersdorf, von denen es schließlich der Landesfürst 1556 übernahm. [3]
Hugo Gerhard Ströhl, Bezirkswappen Simmering, 1904/10.
Bildnachweis: Grafik: WStLA, https://www.geschichtewiki.wien.gv.at/Simmering_(Bezirkswappen).
Zu dem Thema der Namensableitung der Wappenfiguren (auch von anderen Bezirken) gibt es einen interessanten Online-Artikel nachzulesen unter:
Wiener Stadt- und Landesarchiv, Bezirkswappen Simmering, 1992, Gouache.
Bildnachweis: Grafik: WStLA, https://www.geschichtewiki.wien.gv.at/Simmering_(Bezirkswappen).
Das Wappen, wie wir es heute kennen, wurde erst 1987 vom Wiener Stadt- und Landesarchiv (das sich heute im Gasometer D befindet) erstellt und 1992 umgesetzt. [4] Simmering und Kaiserebersdorf teilen sich die obere Hälfte der Wappenfläche, als dritter Teil wurde das 1955 in den Bezirk eingegliederte Albern in der unteren Hälfte hinzugefügt, [5] das durch zwei gekreuzte silberne Fische auf blauem Kreis in rotem Grund dargestellt ist, um auf den traditionsreichen Fischfang in diesem Bezirksteil, nahe der Donau, hinzuweisen.
Wiener Stadt- und Landesarchiv, aktuelles Bezirkswappen, 2015.
Bildnachweis: Grafik: WStLA, https://www.geschichtewiki.wien.gv.at/Simmering_(Bezirkswappen).
Die letzte Änderung in der Darstellung erfuhr das Wappen 2015, als die bisher verwendeten Metallfarben Silber und Gold gegen jene von Weiß und Gelb getauscht wurden. [6] Im Jahr 2022 feierte der Bezirk sein 130-jähriges Bestehen mit einem Festakt und einem bunten Programm am Enkplatz.
Neben Musik, Darbietungen von Schulen und Verköstigung gab es auch Fahnen wie diese, um den Festakt stilvoll zu begehen.
Bildnachweis: Privatarchiv Pelikan.
Bezirkswappen Ecke Ehamgasse 46/ Römersthalgasse.
Bildnachweis: Privatarchiv Pelikan.
Eine außergewöhnliche Darstellung des Bezirkswappens findet sich, wie bereits erwähnt, im 11. Bezirk an der Fassade des Hauses Ecke Ehamgasse 46/ Römersthalgasse. Es zeigt hier das Zeichen für Albern auf grünem statt auf rotem Feld. Wann und weshalb dieser Farbtausch vorgenommen wurde, findet sich in keinen Überlieferungen. Eine für mich nachvollziehbare Erklärung wäre eventuell, die Farbe in Verbindung mit den nahegelegenen Donauauen zu sehen, die diesen Bezirksteil auch heute noch dominieren. [7]
Beitragersteller: Thomas Pelikan
[1] Havelka 1991, S. 67.
[2] https://www.geschichtewiki.wien.gv.at/Hugo_Gerard_Str%C3%B6hl.
[3] https://www.geschichtewiki.wien.gv.at/Simmering_(Bezirkswappen).
[4] https://www.geschichtewiki.wien.gv.at/Bezirkswappen. Diese Neufassung erfolgte auf Initiative von Archivdirektor Felix Czeike sowie dem damaligen Kulturstadtrat Helmut Zilk, nach Abstimmung mit den jeweiligen Bezirksvertretungen und unter Einbeziehung der örtlichen Bezirksmuseen.
[5] Ab Oktober 1938 galt Albern zunächst als Bezirksteil des neuen 23. Bezirks Schwechat, danach kam es unter sowjetischer Besatzung an den 2. Bezirk, bis es mit 31. Dezember 1955 schlussendlich in den 11. Bezirk eingegliedert wurde. Nachzulesen bei: Petra Leban/ Johannes Hradetzky, Lebensbezirk Simmering, Wien 2012, S. 25, 27.
[6] https://www.geschichtewiki.wien.gv.at/Bezirkswappen.
[7] Im Gespräch mit Museumsleiterin Petra Leban war zu erfahren, dass die Farbe Grün für Albern auf Empfehlung des ehemaligen Bezirksmuseumsleiters Hans Havelka (1953-2006) vorgeschlagen und auch angebracht worden war.
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