In diesem Monat habe ich mich, bezugnehmend auf den Weltfrauentag, mit Kunst im öffentlichen Raum durch weibliche Kunstschaffende beschäftigt und bin im Zuge dessen auf die Namen zweier bildender Künstlerinnen gestoßen, die ich allen Leser*innen nun etwas näherbringen möchte.
Den Beginn machen zwei Kupferreliefs von Angela Stadtherr (*2. April 1899, ✝7. August 1983 [1]), der bis dato (1920) einzigen Spenglermeisterin und Metallbildhauerin Österreichs. [2] Da ihr Vater bereits selbst als Spenglermeister in Simmering tätig war, übernahm dessen jüngste Tochter Angela 1915 nach dem Tod des Vaters die Werkstatt [3] und besuchte ab 1921 zusätzlich die Kunstgewerbeschule [4] bei Anton Hanak, um dessen Nachlass sie sich später kümmerte. [5] Die elterliche Werkstatt befand sich in der Mautner-Markhof-Gasse 33, seit 1997 ist auch eine Straße nach ihr benannt (-> 11., Angela-Stadtherr-Gasse). Weitere Beispiele ihres Schaffens sind unter anderem der Wetterhahn des Stephansdomes, der neue Kupfersarkophag von Joseph Haydn in Eisenstadt [6], sowie ein weiteres Kupferrelief „Lied der Arbeit“ in der Durchfahrt Kreuzgasse/ Chamissogasse des Pfannenstielhofs (1924-25) in Wien 18. [7]
Angela Stadtherr, Symphonie der Arbeit, 1931, 9 x 2 m, Kupferblech.
Bildnachweis: Lieselotte Fleck.
Die beiden hier gezeigten Reliefs befinden sich an der Fassade des Strindberghofs (1930-33) in der Strindberggasse und tragen den Titel „Symphonie der Arbeit“. Sie zeigen Darstellungen von Arbeitern der Zwischenkriegszeit und Antike, die mit den für die damalige Zeit typischen Werkzeugen bei ihren Tätigkeiten abgebildet wurden. An der Stelle des heutigen Gemeindebaus befanden sich ursprünglich die „Messing-, Zink- und Kupferwerke Chaudoir & Comp.“, [8] die Kupferreliefs können somit, nicht zuletzt aufgrund ihrer Materialität, auch als Referenz an diese ehemalige Fabrik gesehen werden.
Als nächstes möchte ich gerne das Mosaik „Freizeitgestaltung“ (1953) [9] von Hertha Bucher (*14. Juni 1898, ✝9. Februar 1960) vorstellen. [10] Geboren in Deutschland, studierte Bucher jedoch an der Kunstgewerbeschule in Wien u.a. bei Franz Cižek, Oskar Strnad und Michael Powolny, ab 1920 hatte sie auch ihre eigene Werkstätte. Ihre Arbeiten wurden 1920 in Wien, 1922 in München, 1925 in Paris und 1927 in Leipzig ausgestellt, [11] bekannt waren unter anderem ihre keramischen Kaminverkleidungen, Kachelöfen und Leuchter für Wohnungen und Einrichtungen von Josef Hoffmann oder Liane Zimbler. [12]
Weitere Arbeiten der Künstlerin, vor allem nach dem Zweiten Weltkrieg entstanden, sind die im 21. Bezirk am Haus Jedleseer Straße 79-95 befindlichen Kachelkeramik-Motive Hahn und Ente (1950) [13], oder die acht kleinen Mosaike als Hauszeichen (1958/59) [14] in der Dr.-Barilits-Gasse 2–4 im 23. Bezirk.
Hertha Bucher, „Freizeitgestaltung“, 1953, Wandmosaik.
Bildnachweis: Privatarchiv Pelikan.
Das ebenfalls von ihr ausgeführte Mosaik am Josef Haas Hof Ecke Rinnböckstraße/ Zippererstraße zeigt verschiedene Personen bei diversen Freizeitaktivitäten, wie zum Beispiel beim Angeln, Musizieren, aber auch beim Füttern von Hühnern und Fischen. Der heute noch bestehende Hyblerpark hatte einst eine Ausdehnung von der Pachmayergasse bis kurz vor die Zippererstraße, [15] weswegen das Mosaik auch als ein Verweis auf die Nutzung der Natur als Freizeitbetätigungsfeld gesehen werden kann, erst später wurde der Park verkleinert und der Josef-Haas-Hof in den Jahren 1951-53 errichtet.
Beitragersteller: Thomas Pelikan
[1] https://www.geschichtewiki.wien.gv.at/Angela_Stadtherr.
[3] http://biografia.sabiado.at/stadtherr-angela/.
[4] https://www.geschichtewiki.wien.gv.at/Angela_Stadtherr.
[7] https://www.geschichtewiki.wien.gv.at/Pfannenstielhof.
[8] https://www.wienerwohnen.at/hof/137/Strindberghof.html.
[9] https://www.wienerwohnen.at/hof/142/Josef-Haas-Hof.html.
[10] https://www.geschichtewiki.wien.gv.at/Hertha_Bucher.
[11] http://biografia.sabiado.at/bucher-hertha/.
[12] https://www.geschichtewiki.wien.gv.at/Hertha_Bucher.
[13] https://www.wienerwohnen.at/hof/1485/Jedleseer-Strasse-79-95.html, bzw. https://www.geschichtewiki.wien.gv.at/Hertha_Bucher.
[14] https://www.wienerwohnen.at/hof/49/Professor-Rudolf-Boeck-Hof.html, bzw. https://www.geschichtewiki.wien.gv.at/Hertha_Bucher.
[15] https://www.wienerwohnen.at/hof/142/Josef-Haas-Hof.html.
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