April 2023 - Spielende Löwen im Gemeindebau

Im Zuge des Blogbeitrages für April möchte ich gerne eine Skulptur aus dem öffentlichen Raum, genauer gesagt aus einem Gemeindebau in der Simmeringer Hauptstraße Nr. 13, von Alfred Hrdlicka vorstellen.

 

Alfred Hrdlicka wurde am 27. Februar 1928 geboren, [1] als Zehnjähriger erlebte er den Anschluss Österreichs an Deutschland. [2] Nachdem er sich aus Gründen der Kriegsdienstverweigerung versteckt hatte, machte er eine Lehre als Zahntechniker, wobei er das dabei erworbene feinmotorische Arbeiten später in der Kunst gut nutzen konnte. 1946 studierte er an der Akademie der Bildenden Künste unter anderem bei Albert Paris Gütersloh und Josef Dobrowsky Malerei sowie bis 1957 auch Plastische Gestaltung bei Fritz Wotruba, [3] dessen Einfluss in der Formensprache Hrdlickas eindeutig wiederzufinden ist.

 

Alfred Hrdlicka, Spielende Löwen, Naturstein, 1957/61, Simmeringer Hauptstraße 13.

Bildnachweis: https://de.wikipedia.org/wiki/Liste_der_denkmalgesch%C3%BCtzten_Objekte_in_Wien/Simmering#/media/Datei:Skulptur-Spielende_L%C3%B6wen-01.jpg.

 

Womit wir bei dem vorzustellenden Objekt im Bezirk wären, der Skulptur „Spielende Löwen“ aus Naturstein an der Adresse Simmeringer Hauptstraße 13, die aus den Jahren 1957/61 stammt [4]. Diese sehr im Block verhaftete Statue zeigt anschaulich den Einfluss Wotrubas, etwa, wenn wir an dessen Kirche „Zur Heiligsten Dreifaltigkeit“ in Wien-Liesing denken, die 1974-76 in Gemeinschaft mit dem Architekten Fritz Gerhard Mayr erbaut wurde [5]. Auf den ersten Blick scheinen die Löwen jedoch nicht unbedingt gleich als solche erkennbar, ähneln die beiden doch eher Bären.

 

Alfred Hrdlicka, Mahnmal gegen Krieg und Faschismus, 1988, Helmut-Zilk-Platz, 1. Bezirk.

Bildnachweis: https://lehrerweb.wien/bilddatenbank/item/16655?cHash=3b726260ca584ae1b214f2a8a07b1e92.

 

Vor allem aber sollte Alfred Hrdlicka aufgrund seines Entwurfs eines ‚trojanischen Pferdes' anlässlich der Kandidatur Kurt Waldheims zum Bundespräsidenten im Jahr 1986 [6] in Erinnerung bleiben, das heute im Wien Museum (Karlsplatz) besichtigt werden kann. Allerdings bezeichnete Hrdlicka selbst sein „Mahnmal gegen Krieg und Faschismus“ auf dem Albertinaplatz aus dem Jahr 1988 [7], also 50 Jahre nach dem Anschluss, als sein wichtigstes Werk [8]. Die sehr dramatischen Darstellungen wie „das Tor der Gewalt“, oder auch die „straßenwaschenden Juden“ waren immer wieder Gegenstand von öffentlichen Diskussionen, so äußerte sich unter anderem Simon Wiesenthal ablehnend gegenüber der bildlichen Darstellung von Nationalsozialismus und Antisemitismus im öffentlichen Raum. Als Folge dieser Kontroversen entstand dann um das Jahr 2000 das „Mahnmal für die österreichischen jüdischen Opfer der Shoah“ der Künstlerin Rachel Whiteread auf dem Judenplatz. [9]

 

Alfred Hrdlicka, Grabmal am Wiener Zentralfriedhof, Bronze.

Bildnachweis: Privatarchiv Pelikan.

 

Alfred Hrdlicka verstarb schließlich am 5. Dezember 2009 [10], sein ehrenhalber gewidmetes Grab am Wiener Zentralfriedhof (Gruppe 31B, Reihe 13, Nr. 20) wurde von ihm selbst noch zu Lebzeiten entworfen, da seine erste Frau Barbara bereits zuvor in demselben Grab beigesetzt wurde. [11]

 

Beitragersteller: Thomas Pelikan


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