In meinem Beitrag vom Februar möchte ich mich mit Fassadendarstellungen entlang der früheren Dorfgasse, im alten Ortskern von Simmering und unweit der St. Laurenzkirche, beschäftigen. Die topographische Situation sorgt mitunter für Verwirrung, führt dieselbe Straße doch abschnittsweise mehrere Bezeichnungen: In der Verlängerung der Kobelgasse entspricht der ehemaligen Dorfgasse heute im Wesentlichen der Verlauf der Mautner-Markhof-Gasse, wo wir unter anderen den bereits im 15. Jahrhundert erwähnten und heute als Wohnbau adaptierten Thurnhof, andererseits den bekannten Rosenhof sowie den Roten Hof vorfinden. [1]
Von der einst biedermeierlichen Ansiedlung ist heute nur noch wenig erhalten, besonders bemerkenswert ist jedoch eine Wandnische in der Mautner-Markhof-Gasse 63, zeigt diese doch die Figur des Hl. Johannes Nepomuk, welcher vor allem als Brückenheiliger [2] bekannt ist. Laut Petra Leban befand sich möglicherweise statt des Hl. Nepomuks eine andere Statue an diesem Ort. Ein Entwässerungsgerinne an dieser Stelle würde eine Überschwemmung der Mautner-Markhof-Gasse bei Starkregen erklären, was den Hl. Johannes Nepomuk rückblickend nachvollziehbar erscheinen lässt.
Mautner-Markhof-Gasse 57-63 (die Wandnische mit dem Hl. Johannes Nepomuk ist im Vordergrund zu erkennen), um 1950.
Bildnachweis: WStLA, Fotosammlung Franz Hula, FC: 7017/2556.
Hl. Johannes Nepomuk, um 1800,
Mautner-Markhof-Gasse 63.
Bildnachweis: Privatarchiv Pelikan.
Der Heilige ist erkennbar an dem Kruzifix sowie den fünf Sternen am Heiligenschein und der Kleidung des Domkapitels von Prag, wo er die Funktion des Generalvikars des Erzbischofs bekleidete und von König Wenzels IV. Gattin als Beichtvater erwählt wurde, deren Beichtgeheimnis zu bewahren letzten Endes seinen Tod besiegeln sollte. [3]
Ein Stück stadteinwärts, an der gegenüberliegenden Straßenseite folgt der bekannte „Rosenhof“ mit Hausnummer 50 gegenüber der Mautner Markhof- Feinkostfabrik. Dieses Gebäude befand sich seit 1861 im Besitz der Familie Mautner Markhof, allerdings wird von einer Entstehungszeit um 1670 ausgegangen. Bauherr war Siegfried Christoph Graf von Breuner, welcher 1671 Hofkammerarchivarius der niederungarischen Bergwerksgebiete wurde. [4]
Fassade des Rosenhofes nach Renovierung, ca. 2020.
Bildnachweis: Privatarchiv Pelikan.
Die Inschriftentafel verweist auf einen Bezug zur Liegenschaft des Himmelpfortklosters.
Bildnachweis: Privatarchiv Pelikan.
Die flache Fassade ist vor allem auf unmittelbare Nahsicht ausgerichtet und zeigt somit kaum Detailreichtum, abgesehen von den vorspringenden Balkonen und Giebelverdachungen der Seitenteile, sowie den in der Belletage ansetzenden geschoßübergreifenden Pilastern mit blattverzierten Konsolen. [5] Heute befindet sich darin ein JUFA Hotel und erfährt somit weiterhin eine Nachnutzung als Beherbergungsgebäude.
Beachtenswert ist des Weiteren der bereits erwähnte Thurnhof (Mautner-Markhof-Gasse 40), dessen erste urkundliche Erwähnung 1405 auf die Meierhöfe der Grundherrschaft verweist, ab 1605 ist an diesem Ort bereits eine Bierproduktion nachgewiesen. 1677 fiel der Hof in den Besitz der Damen des Stifts Zur Himmelpforte, 1777 wurde das Wappen über dem Portal in Erinnerung an den Zentralisationspunkt der grundherrschaftlichen Domänenverwaltung angebracht. [6] Das heute renovierte Gebäude besteht aus einem fünfachsigen Bauteil mit Rücksprung und hohen Rundbogenfenstern, ein breites Korbbogenportal führt in ein Platzlgewölbe mit Gurten.
Thurnhof als Brauerei, um 1905.
Bildnachweis: August Stauda, Wien Museum Inv.-Nr. 30095, CC0 (https://sammlung.wienmuseum.at/objekt/56831/)
Wappen über der Toreinfahrt, nach der Restaurierung.
Bildnachweis: Privatarchiv Pelikan.
Die Gegenüberstellung zweier Aufnahmen des Innenhofes zeigt das Ergebnis einer durchaus gelungenen Renovierung.
Thurnhof, Brauereibetrieb mit Fässer-Wägen der Firma Meichl, um 1900.
Bildachweis: Leban/ Luef/ Hradecky, Simmering in alten Ansichten, Erfurt 2020, S. 48.
Thurnhof nach der Renovierung, mit neu gepflanzter Innenhofbegrünung. Der Säulenvorbau mit Balkon findet sich als Vorbau in der alten Ansicht mittig.
Bildnachweis: Privatarchiv Pelikan.
Die behutsame Adaptierung des Altbestands sowie die Begrünung des Innenhofs mit Rasenfläche und Bäumen stellt gerade im immer dichter verbauten Bezirksgebiet einen wichtigen, auch ökologischen Beitrag dar, um der Nutzung als Wohnhausanlage eine Aufwertung zukommen zu lassen und die Natur wieder in den seit Jahrhunderten gewachsenen Kern des ‚alten Simmering‘ ein Stück weit zurückzuholen.
Roter Hof, Mautner-Markhof-Gasse 75, ohne Datierung, vor der Renovierung/ Altbestand und nach der Renovierung (2021).
Bildnachweis: Leban/ Luef/ Hradecky, Simmering in alten Ansichten, Erfurt 2020, S. 51, unten, bzw. Privatarchiv Pelikan.
Als letztes Gebäude in dieser Gasse möchte ich noch den „Roten Hof“ in der Mautner-Markhof-Gasse mit Hausnummer 75 erwähnen, welcher Mitte des 18. Jhdts. erbaut, jedoch durch Kriegsschäden stark beschädigt wurde. [7] Reste des ehemaligen Gutshofes finden sich heute noch am Eingangsportal mit den Eckpfeilern, sowie einer Lisenen- und Feldergliederung. Im Hof hat sich ein Relief mit einer "römischen Opferszene" erhalten. [8]
Beitragersteller: Thomas Pelikan
[1] https://www.geschichtewiki.wien.gv.at/Mautner-Markhof-Gasse.
[2] vgl. hierzu auch den Bildstock bei der S-Bahnstation Geiselbergstraße, Ecke Hauffgasse, wo sich einst eine Brücke über den Wr. Neustädter Kanal befand.
[3] Hiltgart L Keller, Lexikon der Heiligen und biblischen Gestalten, Stuttgart 201814, S. 343.
[4] Hans Havelka, Wiener Heimatkunde. Simmering, Wien 1991, S. 106.
[5] https://www.geschichtewiki.wien.gv.at/Rosenhof_(11).
[6] Hans Havelka, Wiener Heimatkunde. Simmering, Wien 1991, S. 105.
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