In diesem Monat möchte ich an den Beitrag vom Mai zu Leopold Kupelwiesers Hochaltarbild „Geburt Mariens“ anknüpfen und diesbezüglich den Sakralbau „Zur unbefleckten Empfängnis Mariens“ vorstellen.
Am 15. Jänner 1886 beschloss der Simmeringer Gemeindeausschuss die Zurverfügungstellung des Baugrunds am bisherigen Simmeringer Marktplatz, unter der Voraussetzung, dass die Schenkung an den Simmeringer Kirchenfonds erst erfolgen solle, „wenn zwei Drittel der Bausumme vorhanden seien“. [1]
R. Lechner, Grundsteinlegung der Neu Simmeringer Pfarrkirche (Zur Unbefleckten Empfängnis, Enkplatz) am 27. Oktober 1907,
15-2 x 22,5 cm, Foto auf Untersatzkarton, 1907.
Bildnachweis: Wien Museum Inv.-Nr. 36934/2.
Nach der 1892 erfolgten Erhebung Simmerings zum 11. Wiener Stadtbezirk und einer 30-jährigen Sammeltätigkeit erfolgte schließlich die Grundsteinlegung der „neuen Kirche“ am 27. Oktober 1907. [2]
Nach Felix Czeike wird von einer dreijährigen Bauzeit nach Plänen von Han(n)s (Johann) Schneider (1860-1921) berichtet, die mit der Kirchweihe am 7. Dezember 1910 [3] in Anwesenheit Kaiser Franz Josephs I. und unter der Messleitung von Erzbischof Koadjutor Franz Xaver Nagl abgeschlossen war. [4] Schneider, ein Mitarbeiter Heinrich von Ferstels beim Bau der Votivkirche, hatte nicht nur die architektonische Gestaltung der Kirche ausgeführt, er war auch als christlich-sozialer Kommunalpolitiker tätig.
Als Anlass für einen neuen Kirchenbau wurden vor allem das starke Bevölkerungswachstum (ab 1872) noch vor der Eingemeindung genannt, dazu passend ergab sich die Widmung anlässlich des 60-jährigen Regierungsjubiläums von Kaiser Franz Joseph I. im Jahr 1908. Ursprünglich als Filialkirche von Alt Simmering (St. Laurenz) geplant, wurde die Kirche 1915 schließlich zur selbständigen Pfarrkirche erhoben. [5]
Heinrich Kirsch, Neu Simmeringer Kirche "Zur Unbefleckten Empfängnis", Ansichtskarte, Lichtdruck, 1912.
Bildnachweis: Wien Museum Inv.-Nr. 58891/998.
Architektonisch ist die Kirche dem damals geläufigen neuromanischen Stil zuzuordnen [6] und als einer der ersten Bauten in der Konstruktion aus Stahlbeton gefertigt. Die Spannweite des Hauptschiffs beträgt 15 m, die Gesamtbreite der drei Schiffe 23,5 Meter, der Kirchenraum misst an seiner längsten Stelle 53 Meter und weist ein Fassungsvermögen für 2.800 Personen auf. Darüber hinaus sind die beiden Türme, die das dreiteilige Eingangsportal flankieren, jeweils 56 m hoch. [7]
Unbekannter Photograph, Rückseite der durch Bombentreffer zerstörten Neu Simmeringer Pfarrkirche
am Enkplatz, 21,2 x 17 cm, Silbergelatinepapier, 1945.
Bildnachweis: Wien Museum Inv.-Nr. 224191.
Während des Zweiten Weltkrieges diente der Keller der Kirche als Luftschutzraum, wobei 14 Menschen durch einen Bombentreffer im Bereich der Sakristei am 11. Oktober 1944 verstarben. [8]
Josef Ailec, Taufbecken, 1908, Naturstein.
Bildnachweis: Christa Posch, meinbezirk.at.
Zur Innenausstattung lassen sich neben dem Hochaltarbild (1833) von Leopold Kupelwieser vor allem die Kreuzwegstationen sowie das Taufbecken von Josef Ailec (1874-1944), einem Bildhauer aus Simmering, nennen. [9] Sowohl seine Lehrer an der Akademie der bildenden Künste als auch Ailec selbst finden sich heute noch in Wiener Straßennamen, so unter anderem Eduard Bitterlich (-> 10., Bitterlichstraße) oder Carl Kundmann (-> 3., Kundmanngasse), wie auch Ailec (-> 11., Ailecgasse).
Johann Kaufmann, Orgelklaviatur mit 47 Registern Neu Simmering.
Bildnachweis: Privatarchiv Pelikan.
Weiters ist auf die Orgel - im Neubau 1964 durch Johann Kaufmann [10] - hinzuweisen, die mit ihren 47 Registern zu einer der größten in Wien zählt. [11] Eine nicht unbedeutende Rolle spielt dabei die Abschlussarbeit Friedrich Guldas in der Kompositionsklasse von Joseph Marx, die „Messe in B-Dur“, deren Uraufführung am 17. April 1949 [12] in der Pfarrkirche Neu Simmering stattfand und von Guldas Sohn Paul am 30. Mai 2010 anlässlich des 80. Geburtstags seines Vaters erneut aufgeführt wurde. [13]
[1] Hans Havelka, Wiener Heimatkunde. Simmering, Wien 1991, S. 164.
[2] Hans Havelka, Wiener Heimatkunde. Simmering, Wien 1991, S. 129, 164.
[3] Felix Czeike, das große Groner Wien Lexikon, Wien/ München/ Zürich 1974, S. 672.
[4] https://www.geschichtewiki.wien.gv.at/Neusimmeringer_Kirche.
[5] https://www.geschichtewiki.wien.gv.at/Neusimmeringer_Kirche.
[6] Zur gleichen Zeit entstand z. B. auch die Rosenkranzkirche in Wien-Hetzendorf im selben Stil.
[7] Hans Havelka, Wiener Heimatkunde. Simmering, Wien 1991, S. 129.
[8] https://www.geschichtewiki.wien.gv.at/Neusimmeringer_Kirche.
[9] https://www.geschichtewiki.wien.gv.at/Josef_Ailec.
[10] https://www.geschichtewiki.wien.gv.at/Neusimmeringer_Kirche.
[11] Felix Czeike, das große Groner Wien Lexikon, Wien/ München/ Zürich 1974, S. 672.
[12] https://www.klassika.info/Komponisten/Gulda/Messe/1948_01/index.html.
[13] https://www.diepresse.com/569759/aviso-vitalist-gegen-jede-skepsis-paul-gulda-spielt-friedrich-gulda.
Kommentar hinzufügen
Kommentare